Lost Foam Casting (LFC), auch Verdunstungsmusterguss genannt, ist ein Präzisionsgussverfahren zur Herstellung komplexer Metallteile mit hoher Maßgenauigkeit und hervorragender Oberflächenbeschaffenheit. Diese fortschrittliche Gießereitechnik wird in verschiedenen Branchen, darunter der Automobil-, Luft- und Raumfahrt- und Schwermaschinenindustrie, häufig eingesetzt, um nahezu netzförmige Komponenten mit minimalem Nachbearbeitungsbedarf herzustellen.
Das Grundprinzip des Lost Foam Casting
Das Kernprinzip von Lost Foam Casting dreht sich um die Verwendung eines Einwegmusters aus Schaum, das während des Gießvorgangs durch geschmolzenes Metall ersetzt wird. Ein Muster, das typischerweise aus expandiertem Polystyrol (EPS) oder einem ähnlichen Polymer besteht, wird in der genauen Form des gewünschten Endteils erstellt. Dieses Muster wird mit einer feuerfesten Keramikbeschichtung überzogen und dann in einen Kolben gegeben, der anschließend mit ungebundenem Trockensand gefüllt wird. Der Sand wird um das Muster herum verdichtet und bietet so festen Halt.
Anschließend wird geschmolzenes Metall direkt in das Schaummuster gegossen. Die Hitze des Metalls führt dazu, dass der Schaum sofort verdampft und sich zersetzt, sodass das Metall den gesamten zurückgebliebenen Hohlraum füllen und so die Form und Details des ursprünglichen Musters präzise nachbilden kann. Die gasförmigen Nebenprodukte des Schaums werden durch die durchlässige Keramikbeschichtung und den Sand evakuiert.
Wichtige Prozessschritte beim Lost Foam Casting
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Musterherstellung: Der Prozess beginnt mit der Erstellung eines Schaummusters und seines Gating-Systems. Dies geschieht am häufigsten, indem expandierbare Polystyrolkügelchen in eine Aluminiumform eingespritzt und mit Dampf zu der endgültigen Musterform zusammengeschmolzen werden. Bei komplexen Teilen können mehrere Musterabschnitte hergestellt und unter Verwendung spezieller Klebstoffe zu einem vollständigen Cluster zusammengebaut werden.
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Mustermontage: Einzelne Schaumstoffmuster werden an einem zentralen Schaumstoff-Gating-System (Anguss, Läufer und Steigleitungen) befestigt, um einen Cluster oder Baum zu bilden. Diese Baugruppe ermöglicht die Herstellung mehrerer Teile in einem einzigen Gießzyklus und verbessert so die Effizienz.
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Anwendung der feuerfesten Beschichtung: Der zusammengesetzte Schaumcluster wird in eine Aufschlämmung aus feuerfestem Keramikmaterial getaucht. Diese Beschichtung ist von entscheidender Bedeutung, da sie:
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Bietet eine glatte Oberflächenbeschaffenheit für den endgültigen Guss.
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Verhindert Sanderosion und Metalldurchdringung beim Gießen.
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Ermöglicht das Entweichen der gasförmigen Produkte aus dem zersetzenden Schaum durch seine Durchlässigkeit.
Der beschichtete Cluster wird dann in einer kontrollierten Umgebung vollständig getrocknet, um die richtige Festigkeit und Durchlässigkeit zu erreichen.
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Formen (Sandverdichtung): Der getrocknete, beschichtete Cluster wird kopfüber in einen Stahlkolben gegeben. Anschließend wird ungebundener, trockener Quarzsand um das Muster herum in den Kolben gegossen. Der Kolben wird auf einem Vibrationstisch vibriert, um sicherzustellen, dass der Sand in alle Hohlräume fließt und dicht um das Muster gepackt wird, was beim Metallgießen eine entscheidende strukturelle Unterstützung bietet.
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Gießen: Sobald der Sand verdichtet ist, wird geschmolzenes Metall aus einer Pfanne direkt in den Angussbecher des Schaumtorsystems gegossen. Das Metall füllt den gesamten Hohlraum, verdampft und ersetzt gleichzeitig das Schaummuster. Die Gießgeschwindigkeit und -temperatur müssen sorgfältig kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass sich der Schaum mit optimaler Geschwindigkeit zersetzt, ohne dass es zu Defekten kommt.
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Kühlung und Shakeout: Nach Abschluss des Gießens lässt man das geschmolzene Metall in der Sandform erstarren und abkühlen. Anschließend wird der Kolben umgedreht und der Sand vom nun festen Metallgusscluster wegvibriert. Aufgrund der ungebundenen Beschaffenheit des Sandes fließt er leicht vom Gussstück weg und kann gekühlt und für nachfolgende Formen wiederverwendet werden.
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Fertigstellung: Der letzte Schritt besteht darin, die Gussteile mit Schneidwerkzeugen wie Bandsägen oder Schleifscheiben aus dem Angusssystem zu entfernen. Um die endgültig festgelegten Abmessungen und Oberflächenqualität zu erreichen, können kleinere Endbearbeitungsvorgänge wie Leichtschleifen oder Kugelstrahlen durchgeführt werden.
Das Lost Foam Casting bietet erhebliche Vorteile bei der Herstellung komplexer Komponenten mit Innendurchgängen, komplizierten Geometrien und reduziertem Bearbeitungsbedarf. Sein Erfolg hängt von einer sorgfältigen Kontrolle bei jedem Schritt ab, von der Musterqualität bis hin zur Sandverdichtung und den Gießparametern. Daher bleibt das Lost Foam Casting ein wichtiges und effizientes Verfahren in der modernen Metallverarbeitung.



